Eine der Fragen, die ich des Öfteren gestellt bekomme, lautet: „Woher nimmst du eigentlich die Ideen für deine Geschichten?“
Über diese Frage muss ich immer leicht schmunzeln, denn die wirklich ehrliche Antwort, müsste lauten: „Ich habe keine Ahnung“.
Nun, so einfach ist es auch wieder nicht und da ich weiß, dass man mit dieser Antwort recht wenig anfangen kann, möchte ich es anders beantworten.
Meine Ideen kommen größtenteils aus dem ganz normalen Alltag und regulär beim Schreiben selber.
Ich glaube, dass sich viele Menschen denken, ein Autor würde sich an den Schreibtisch über einem weißen Blatt Papier gebeugt setzen und darüber nachgrübeln, über was er sein nächstes Buch schreiben könnte.
Ich kann von mir sprechen und da muss ich sagen, so entstand noch nie ein Buch von mir. Eine tolle Idee für ein Buch kommt einfach und diese Idee wächst beim Schreiben immer weiter, bis ein paar hundert Seiten gefüllt sind.
Manchmal kommt mir wie aus dem Nichts ein genialer Gedanke, der mir gefällt und dann notiere ich ihn mir und wenn ich mich dann an den PC setze und die ersten Zeilen tippe, wird aus diesem Gedanken ein Selbstläufer.
So ist das bei mir. Man bekommt ein Gespür dafür, ob ein Einfall gut umzusetzen ist oder nicht.
Ist das nun ein besonderes Talent? Ich denke: nein, nicht unbedingt. Ich bin überzeugt davon, dass jeder ein Buch schreiben kann, wenn er es möchte.
Über was wirst du schreiben?
„… dass jeder ein Buch schreiben kann, wenn er es möchte.“ Tja, leider denken das sehr viele Möchtegern-Autoren und glauben in der Tat, es sei so einfach. Ein Buch zu schreiben, erfordert handwerkliches Können, Sprachgefühl und vor allem ein sicheres Händchen in puncto Grammatik. Allerdings können nur wenige von sich behaupten, zumindest darin einigermaßen bewandert zu sein, auch wenn „einigermaßen“ nie ausreicht. Ein Großteil ist überzeugt, ein Wort an das nächste zu knüpfen, müsse schon ausreichen. Wenn man sich etliche Beiträge bei autoren.net ansieht, sträuben sich einem buchstäblich die Nackenhaare. Was Interpunktion anbelangt, haben viele die grundlegenden Regeln der Kommasetzung entweder schlichtweg vergessen oder nie gelernt. Dessen ungeachtet: was soll man beispielsweise von einem „Autoren“ halten, der einen Fantasy-Roman schreibt (und wer versucht sich heutzutage nicht an diesem Genre?), in der eine Kräuterfrau auftaucht, die er allen Ernstes Krauta genannt hat? Man erkennt schon recht schnell das Potential eines „Schriftstellers“, wenn dessen grammatikalisch fragwürdige Texte nur im Selbstverlag erscheinen, weil offenbar jeder renommierte Lektor oder auch nur ein objektiver Kritiker von Seiten einer Literaturagentur diese schon nach wenigen Sätzen mit der Kneifzange ins Feuer befördert hätte. Schreiben impliziert eben nicht, dass man einfach mal loslegt, weil man eine „tolle Idee“ hat und glaubt, man werde von Inspiration geküsst (was in den seltensten Fällen zutrifft…) Bleibt zu hoffen, dass nicht wirklich jeder, der denkt, er könne ein Buch schreiben, dies auch in die Tat umsetzt. Gib hundert Schmieden ein Stück Gold, und nur einer wird am Ende eine Kostbarkeit anfertigen. Ein paar andere erschaffen womöglich ein ganz nettes Accessoire, das ein wenig Beachtung findet; der Rest… nun, der Rest schwingt lediglich den Hammer wie ein handwerklicher Anfänger und zerstört den Glanz…
Sehr geehrter Marco von Rodziewitz,
ich bedanke mich sehr für Ihren ausführlichen Kommentar.
Ich bin schon der Meinung, dass jeder das Schreiben lernen kann, denn ich oder Sie haben es ja auch gelernt, also werden es sicherlich auch andere zustande bringen. Davon bin ich überzeugt. Vorausgesetzt natürlich, der Schreiber möchte es wirklich und ernsthaft, dann wird es ihm gelingen.
Und zu dem Thema mit dem Ideen finden für einen Roman, kann ich natürlich nur von mir sprechen. Bei mir ist es schon so, wie ich es geschrieben habe. Oftmals habe ich einen flüchtigen Gedanken, denn ich auf dem Papier einfach weiterspinne und wenn es mir genug Motivation und Spaß bereitet, dann arbeite ich daran gerne weiter, bis eine mehr oder weniger lange Geschichte daraus geworden ist.
Warum sollte das denn nicht funktionieren?
Mit bestem Gruß
Sven Rübhagen
Naja, ich bin der, womöglich in anderer Leute Augen zweifelhaften, Überzeugung, dass ein gerüttelt Maß an Talent schon dazu gehört, wenn man sich tatsächlich dazu berufen fühlt, die Welt des Schreibens zu betreten. Es gibt vieles, das Menschen unbedingt wollen, und sie probieren es auch, und man denkt sich: Hoppla, der ist ja wie besessen davon. Doch reicht das? Es gibt einige Autoren, die zumindest das Handwerk beherrschen (und dabei immer ein paar Dutzendfache mehr, die nicht einmal das tun, trotz des Willens), bei denen allerdings (meist zwischen den Zeilen) auffällt, dass irgend etwas fehlt. Man kann es womöglich nicht sofort benennen, doch es sticht buchstäblich beim Verlauf der Lektüre immer mehr ins Auge. Es hapert an Talent. Stellen Sie sich vor, man lädt Sie zur Verköstigung zweier Torten ein. Beide sehen hervorragend aus, beide sind bissfest, beide schmecken sogar dahingehend, wie Sie sich grundlegend den Geschmack einer Torte vorstellen. Dennoch scheint eine vergleichsweise fade, obwohl doch offenbar alles in Ordnung ist; wohingegen die andere ihren Gaumen regelrecht erfreut und Sie sich quasi nicht sattessen können. Das ist ein verhältnismäßig hinkender Vergleich; doch so verhält es sich mit der Begabung. Es ist nicht an mir, darüber zu dozieren, keineswegs; und es gibt genügend Kritiker meiner eigenen literarischen Stolperversuche, die mich für diese Auffassung einen kompletten Idioten schimpfen. Aber ich denke, das Handwerk zu beherrschen, ist die eine Seite der Medaille. Bringt man auch die andere durch Talent zum Glänzen, ist man der Gewinner ;D
(kleiner Buchtipp am Rande, zur Verdeutlichung: Lesen Sie, falls noch nicht getan, einmal von Lawrence Sterne „Tristram Shandy“. Ich schätze, dann wissen Sie hoffentlich, was ich mit dem ganzen oberen Quark aussagen will…)
Ich neige zu Abschweifungen, oder? Kurz noch etwas zur Ideenfindung: was Sie geschrieben haben, funktioniert. Natürlich tut es das. Ein Roman wird aus einer, womöglich nur flüchtigen, Idee geboren, sei es durch ein Gespräch, durch einen Duft, der einem während eines Spazierganges an die Nase weht und olfaktorische Erinnerungen weckt, durch die plötzliche Inspiration bei einem Film oder nur durch ein Wort, das einem ein Traum zuflüstert. Ich selbst arbeite gerade (hust, „gerade“ umfasst einen Zeitraum von mittlerweile zehn Jahren) an einem Roman, der größtenteils aus Spontaneität entstanden ist. Es gab ein Grundgerüst, ein fundamentaler Einfall, doch im Laufe der Arbeit entwickelte sich das Ganze zu einer (beinahe!) unübersichtlichen Baustelle. Momentan verlege ich also quasi den Marmorboden, kitte ein paar Fugen, richte die Turmzinnen aus und schlage ein Fenster in den Südsalon. Aus dem ehedem geplanten soliden Haus ist ein Traumschloss a la Ludwig XIV geworden — und glauben Sie mir, dafür wird sich kein ernsthaft am Finanziellen orientierte Verleger interessieren — begeistert habe ich schon einige, aber das rentiert sich unterm Strich kaum… ^^
Naja, so weit dazu. Ich drücke Ihnen die Daumen für die Fertigstellung Ihres Buches, und falls Sie Lust haben, können Sie ja auf diesen ganzen Quatsch nochmals antworten.
So denn, bleiben Sie der Literatur gewogen…